Blog 17.9.2016

Faust – Oper von Charles Gounod – Opernhaus Dortmund.

Nach dem Ballett Faust I – Faust II folgt in dieser Spielzeit – nun auch eine Faust-Oper in Dortmund. Heute gefällt mir diese Oper gut. Sie hat nach wie vor ihre lyrischen Längen, aber die angemessene Inszenierung, die das insgesamt gemessene Tempo der Musik aufnimmt und so die Musik unterstreicht statt zu stören, das phantastische Sängerensemble und die umsichtige Leitung von Motonori Kobayashi, der der Musik ihre Ruhe lässt, sie aber gleichzeitig zum Fließen bringt, das macht zusammen ein Opernerlebnis des schönen (Zusammen-)Klangs, das mich trotz leichter Vorbehalte, mir diese Oper erneut anschauen, wirklich begeistert.

Begeistert bin ich – wie so oft – vor allem von Eleonore Marguerre hier als Marguerite. Müheloser, raumfüllender, natürlicher und ausdrucksstarker Gesang gehen bei ihr eine wunderbare Symbiose mit großer Schauspielkunst ein. Ich finde es immer wieder berührend und bewegend. Karl-Heinz Lehner gibt dem Méphistophélès mit seinem kraftvollen und facettenreichen Bassbariton eine schillernde Gestalt. Lucian Krasznec als Faust bezaubert mit wunderbaren lyrischen Kantilenen und traumwandlerisch sicheren Höhen. Auch die kleineren Partien sind hervorragend besetzt, der Chor präsentiert sich in vielen wunderbaren Momenten.

Regisseur John Fulljames legt viel Wert auf das Spiel der einzelnen Personen. In Zusammenarbeit mit dem Choreographen Ramses Sigl entsteht so dieses ausdrucksvolle Spiel und Zusammenspiel der Agierenden, das die Musik mit ihren vielen schönen Melodien widerspiegelt. Und das gelingt ohne Kitsch, insbesondere am Ende beim Chor aus dem Himmel, der ohne Brimborium eine großartige Wirkung entfaltet. Der alte Faust von David N. Koch anrührend gespielt ist dabei immerwährend auf der Bühne und versucht immer wieder vergeblich in das Geschehen einzugreifen, um seine Vergangenheit zu korrigieren oder wie Sie das auch immer deuten mögen. Diese unaufgeregte Szenerie findet in einem Bühnenbild (von Magdalena Gut) statt, das mit der sich öffnenden und schließenden Rückwand und dem umgekehrten Baum von oben Wandlungen erfährt.

Das ist, wie ich finde, ein sehr lohnenswerter Opernabend. Und den haben gestern bei der Premiere keine 500 Menschen erlebt – das Opernhaus war also weniger als halbvoll. Besuchen Sie die nächsten Vorstellungen, um dieses Drama des alternden Menschen zu erleben.