Resonanzen

Wege ins Innere – Ein Komponisten-Konzert in der Musikhochschule

Das wöchentliche Kaffee-Kollegium beim Mentor Ladislav Kupkovic trägt Früchte: die Gilde junger Komponisten der Musikhochschule bot bei ihrem Konzert eine ebenso vielfältige wie vielversprechende Talentschau, die stilistisch durchaus kein Schubladendenken verriet. Wenn man denn, von Zufälligkeiten der Programmauswahl einmal abgesehen, überhaupt einen bestimmenden Trend ausmachen will, so mag es eine mehr oder weniger starke Hinwendung zur musikalischen Innerlichkeit sein. Also nicht motorisches Pulsieren, nicht Hyperstrukturalismus stehen im Vordergrund, sondern eher ist es ein psychlogisierender Erzähl- und Assoziationsstrom, der viele der Kompositionen prägt. Matthias Düe mit zwei Liedern für Sopran, Violine, Harfe und Celesta nach Lorca-Texten, […] indem er sein Instrumentarium (der Vokalpart ist dabei weitgehend integriert) ein dichtes Netz von Farben und Stimmungen knüpfen läßt; …   R.N.

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 4. Mai 1988

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Komponisten-Wettstreit

Es war beinahe eine Talentschau: Nachdem gerade einige Dozenten der Musikhochschule Einblick in kompositorisches Können gaben, trat nun der Nachwuchs zum freundlich-kollegialen Wettstreit an. Einige der studentischen Komponisten zeigten, daß sie in der Auseinandersetzung mit der Tradition durchaus eigene Konzeptionen entwickeln konnten, andere blieben ihren Vorbildern dagegen sehr verhaftet. […] Der Höhepunkt dieser Bestandsaufnahme waren jedoch drei “Lieder an Max”. Matthias Düe verknüpfte hier Mezzosopran, Klarinette und Klavier zu einem ausgewogenen, tonal frei gehaltenen Netz von Farben und Stimmungen. So bestach diese Komposition durch den häufig sanften Wechsel zwischen verträumt-melancholischen und expressiv-exaltierten Gefühlsmomenten.   vH.

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 2. November 1988

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Tannhäuser und die Maikäfer – Ein Wilhelm-Busch-Konzert in der Musikhochschule

[…] Matthias Düe, der im “Melodrap” die parodistische Idee aufgriff und das stets launige Sänger- und Sprecherquartett den Buschtext zeitgemäß cool über funkige Stereotypen des Sequencers skandieren oder eben rappen ließ; …   aps.

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 18. Oktober 1990

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Sich die Freiheit vom Thema genommen – Konzert des Komponistenklubs Hannover in der Musikhochschule

Erst sollten es nur zehn sein – dann wurden es sechzehn. Die Werkvermehrung zum Jahreskonzert des hannoverschen Komponistenklubs dürfte ihre Ursache kaum in der kniffligen Vorgabe haben, “Romanzen in G-Dur” zu schreiben. Für einen Komponisten muß es aber einfach attraktiv sein, sein Stück von Martin Dehning und Roberto Szidon uraufgeführt zu bekommen. […] Eine Vorliebe für die gläsern-delikat vagierende Harmonik der frühen zweiten Wiener Schule ist bei Matthias Düe nichts Neues; …   B.K.

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 23. November 1992

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Einfach genießen – Das Nomos-Quatett gastiert in der Peterskirche in Kirchdornberg

Ob die Kompositionen nun “Fantasien”, “Kunst der Fuge” oder “Innerungen” heißen und aus welchem Jahrhundert sie stammen, ist unerheblich. Maßgeblich ist nur die für alle Stücke gleiche Kompositionstechnik, die Kontrapunktik. Das Nomos-Quartett, eine der überragenden Streichquartett-Formationen der Gegenwart, machte aus dem Konzert am Sonntag in der Peterskirche in Dornberg mit dem trockenen Titel “Alte und Neue Kontrapunkte” ein spannendes Ereignis, in dem die Kirchenglocken und eine Singdrossel noch unprogrammgemäß ihre ganz eigenen Kontrapunkte setzten. […]
Jeder Besucher der voll besetzten Peterskirche hat schon einmal einen Kanon und damit ein kontrapunktisches Werk gesungen. Er weiß, wie schwierig, aber auch wie befriedigend es ist, eine Musik zu machen, in der jede Stimme gleichberechtigt ist. Die Werke dieses Abends erinnerten jedoch eher an die Akrobatik, wie sie im Zirkus Flic-Flac mit vier Motorrädern in einer Käfigkugel geboten wird. Ausgang offen, wie man weiß. Dem nicht enden wollenden Beifall war auch Erleichterung anzuhören.
[…]
Matthias Düe bediente sich bei seiner als Uraufführung präsentierten Komposition der Kontrapunktik, indem er einerseits durch die Überschrift “Innerungen” ihre Selbstgenügsamkeit demonstrierte, andererseits durch nachträgliche Satzbezeichnungen Assoziationsmöglichkeiten schuf. Atemberaubend war, dass gerade in den schnellen Passagen das scheinbare Chaos einem inneren Gesetz gehorchte, hinter dem der Kontrapunkt als Mittel zum Zweck steht. Das Publikum quittierte diese Darbietung mit brausendem Beifall. …

WESTFALEN-BLATT BIELEFELD, 28. Februar 2017