Blog 10.9.2016

Wagners Meistersingervorspiel, Bartoks 1. Violinkonzert, Tschaikowskys 5. Sinfonie – Frank Peter Zimmermann, Violine, Orchester der Bayrischen Staatsoper, Kirill Petrenko – Konzerthaus Dortmund.

Der Jubelkritik der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende zur Tournee des Bayrischen Staatsorchesters unter Kirill Petrenko entnahm ich, dass das Meistersingervorspiel wie ein schneller Marsch in Mailand an der Scala das Publikum begeisterte. Mir war es im Dortmunder Konzerthaus schlicht zu schnell.

Den Geiger Frank Peter Zimmermann habe ich zum ersten Mal vor ca. 40 Jahren in der Holzmindener Stadthalle mit den Göttinger Sinfonikern unter Leitung von Volker Schmidt-Gartenbach erlebt – damals galt er mit 11 oder 12 Jahren noch als Wunderkind. Seitdem habe ich Frank Peter Zimmermann immer wieder erlebt und bin immer wieder begeistert und berührt von seiner natürlichen Art des Musizierens und seiner großen Kunst Geige zu spielen, als wäre es mühelos. Das 1. Bartokkonzert scheint gerade eine Renaissance zu haben und ich habe es in kurzer Zeit drei Mal gehört (Berlin, Köln, Dortmund). Bei Frank Peter Zimmermann hat es einen wunderbaren Spannungsbogen über beide Sätze hinweg, wobei er viele klangliche Facetten hörbar werden lässt –  von tiefer aber durchaus substantieller Innerlichkeit zu Beginn bis zu spielerischer Virtuosität am Ende. Das hat mich überzeugt. Ob Frank Peter Zimmermann mit seiner neuen Stradivari so ganz glücklich ist, davon bin ich noch nicht ganz überzeugt. Ich hoffe noch, er bekommt “sein” altes Instrument zurück.

Interessant war für mich diese Woche, zweimal Zimmermann zu hören – am Dienstag  mit den Bergischen Symphonikern Serge Zimmermann (der Sohn Frank Peter Zimmermanns) mit Hindemiths Violinkonzert. Seinem Vater durchaus verwandt in der Art Geige zu spielen hat auch er einen angenehm natürlichen Ton und überzeugt mich mit seinem unprätentiösen Spiel und Auftritt.

Zu Tschaqikowskys Musik und hier 5. Sinfonie sagt Prof. Dr. Michael Stegemann im Einführungsvortrag, Tschaikowsky sage mit seiner Musik immer wieder “hör mir doch zu” und setze sich dem Hörer auf den Schoß. Mir erscheint es hier eher, als springe er dem Hörer mit nacktem A… ins Gesicht.