Blog 26.3.2016

Duo Recital – Martha Argerich und Daniel Barenboim, Klavier – Philharmonie Berlin.

Eben noch im Schillertheater am Dirigentenpult und jetzt schon in der Philharmonie am Klavier. Wie immer bei den Festtagen in Berlin zu Ostern erledigt Daniel Barenboim viele Aufgaben – und das scheinbar mit großer Leichtigkeit. Wie schon in vergangenen Jahren gibt es einen Duo-Abend mit seiner Landsfrau Martha Argerich. Diesesmal mit Robert Schumanns Sechs Studien in kanonischer Form op. 56 – eigentlich für einen Pedalflügel. Ein Instrument, das es so wohl nur noch im Museum gibt, und deswegen in einem Arrangement für zwei Klaviere von Claude Debussy.
Diese kleinen  Stücke kamen recht unscheinbar daher. Das Publikum hob nach dem dritten Stück an, sich in einen Hustenrausch hineinzusteigern. Daniel Barenboim nahm ein Taschentuch, hielt es vor den Mund und demonstrierte den Hustern zugewandt so den Gebrauch desselben im Falle eines Hustens – ein Zwischenapplaus. Es konnte nun in Ruhe weitergehen. Claude Debussys En blanc et noir folgte. Nach der Pause wurde es bunter: Zu den beiden Meistern des Klaviers gesellten sich Torsten Schönfeld und Dominic Oelze, Schlagzeug, Mitglieder der Staatskapelle für Bartoks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug. Die Begeisterung und Energie, die dieses Stück – auch bei mir – auslösten, führten wohl zu den vielen Zugaben. Zuerst aus Mozarts Soante der langsame Satz. Die im Raum frei schwirrende Energie wurde wieder eingefangen und in diesem Stück in Form gebündelt. Das hätte ja üblicherweise ausgereicht, aber es sollte noch mehr folgen. Martha Argerich und Daniel Barenboim kamen jetzt erst richtig in Fahrt – möglicherweise durch die beiden Blätterer (aus Barenboims Familie?) angeschubst. Es folgte das Rondo aus Mozarts Sonate (die gab es komplett vor zwei Jahren am selben Ort). Immer noch nicht genug. Man ahnte allmählich: da ist noch mehr drin. Tschaikowskys Zuckerfee – um möglichen hypoglykämischen Zuständen entgegenzuwirken und Energie für weitere Zugaben zu liefern. Bei der fünften Zugabe, einem Stück aus der Heimat der beiden – aus Argentinien – war dann aber Schluss. Die Besucher der nächsten Veranstaltung kratzten bereits an den Türen.
Martha Argerich, die mit Sicherheit genau weiß, was sie will, wirkte auf der Bühne wie ein kleines verlorenes Kind, das Daniel Barenboim dann an die Hand nahm und ihm den Weg zeigte. Martha Argerich (insbesonders) und Daniel Barenboim vermittelten den Eindruck von Improvisiertheit und gaben der Veranstaltung so etwas familiäres. Diese (scheinbare) Naivität und das Unerwartete sowohl in der Bartok-Sonate als auch in den Zugaben brachten die außerordentliche Begeisterung beim Publikum sowie den Interpreten selbst hervor, die dann hin- und herschwang und das Konzert zu einem unvergesslichen Moment werden ließen.