29.4.2018 – Sinfoniekonzert – SWR Symphonieorchetser, Ingo Metzmacher – Zeitinsel Bernd Alois Zimmermann – Konzerthaus Dortmund

Bernd Alois Zimmermann »Photoptosis« Prélude für großes Orchester
Bernd Alois Zimmermann »Stille und Umkehr« Orchesterskizzen
Bernd Alois Zimmermann »Musique pour les soupers du Roi Ubu« Ballet noir en sept parties et une entrée
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Claus Dieter Clausnitzer Conférencier

Die Kugelgestalt der Zeit als Metapher für die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Zeitebenen.
Wie Ingo Metzmacher so treffend im Gespräch mit Intendant Stampa am Samstagnachmittag bemerkt, gibt es die Idee des Gleichzeitigen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, doch der Mensch kann das nicht wahrnehmen.
Zimmermann versucht dieses Phänomen immer wieder in seiner Musik darzustellen, indem er Musik unterschiedlicher Dauern oder verschiedene Geschehen gleichzeitig erklingen lässt. Kann der Mensch das auch wahrnehmen, also hören? Je geübter, desto stärker und besser sicherlich. Eine Portion Wahnsinn könnte auch helfen, auch bei der Wahrnehmung der nichtmusikalischen Gleichzeitigkeit, denke ich. Doch wer möchte freiwillig wahnsinnig sein?

Das heutige Konzert gefiel mir am besten von den dreien. Die drei Kompositionen von Zimmermann sind die interessanteren der insgesamt sechs, wie ich finde. Dennoch ist allen diesen Kompositionen und denen, die mir sonst noch bekannt sind wie z.B. Die Soldaten, etwas gemein, was bei mir wirkliche Begeisterung nicht aufkommen lässt: es ist das ZUVIEL. (Ich sehe dieses Zuviel auch durchaus selbstkritisch!) Das drückt sich in unterschiedlichen Aspekten aus: vor allem immer wieder ist es die Instrumentation – sie ist mir zu dick und undurchsichtig (und es wird dadurch oft einfach nur laut), das Zitieren – es verdrängt häufig alles übrige (heute besonders der Walkürenritt), gesprochener Text (teilweise viel Text) – er bringt eine Botschaft mit sich, die eben keine Musik ist. …
Nichtsdestotrotz war es sehr interessant und Gelegenheit, diese Musik live zu hören, werde ich wahrscheinlich nicht mehr haben. Und es ist ja gut, sich mit den Ideen anderer auseinander zu setzen.
Die Beethovensinfonie fand ich heute durchweg hervorragend, mitreißend und begeisternd (auch wenn es Nachbarn gibt, die meinen, mitdirigieren zu müssen, was absolut nervig und störend ist! – aber dafür können Dirigent und Orchester ja nichts). Das war wie aus einem Guss. Bravo! Bravo! Bravo!